Bedarfsorientierte Versorgung für Alter und Pflege in den Stadtteilen notwendig
Seniorenvertretung fordert, entsprechende Flächen in den Neubaugebieten auszuweisen
Die Anzahl der Menschen mit Pflegebedarf steigt überall, auch im Bezirk Rodenkirchen. Bedarf und Angebot klaffen heute und erst Recht in Zukunft auseinander. Dem muss mit gezielten Maßnahmen entgegengewirkt werden. In gleich zwei bezirklichen Neubaugebieten besteht die Chance, Flächen für Versorgungszentren auszuweisen: Rondorf Nordwest und Parkstadt Süd.
Die fünf Seniorenvertretenden im Stadtbezirk Rodenkirchen haben bei ihren Besuchen in verschiedenen Einrichtungen festgestellt, dass die Versorgungskette – vom betreuten Wohnen über ambulante Pflege und Tagesbetreuung bis zur stationären Pflege – am besten funktioniert, wenn es von einem Betreiber und an einem Ort angeboten wird. „Die Diakonie Michaelshoven zeigt, wie es funktionieren kann“, so Petra Gehrken, Sprecherin der Seniorenvertretung im Bezirk Rodenkirchen, „vergleichbare Angebote brauchen wir auch in den übrigen Verdichtungsgebieten unseres Bezirks“.
Die Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Claudia Moll, bestätigt diesen Ansatz und schrieb der Seniorenvertretung: „Bedarfsorientierte Pflege findet zuallererst vor Ort, in der eigenen Häuslichkeit, den Quartieren und Städten statt. Unterschiedliche Berufsgruppen sind für die pflegebedürftigen Menschen tätig und prägen das Umfeld vor Ort entscheidend.“ Konkret beschreibt Claudia Moll: „In meinem Wunschquartier sind alle Akteure nah beieinander und arbeiten eng zusammen: Die Pflegeeinrichtung, die Tagespflege, die Kurzzeitpflege, der ambulante Pflegedienst, das betreute Wohnen in barrierefreien Wohnungen in der Ortsmitte.“ Kurze Wege und eine gute Vernetzung seien für ältere und für pflegebedürftige Menschen sowie für ihre Angehörigen von großer Bedeutung.
Kitas müssen bei größeren Neubauvorhaben von vorn herein eingeplant, ihnen muss der entsprechende Platz eingeräumt werden. Was für die Jüngsten gilt, muss auch für die ältere Generation und für Pflegebedürftige gelten: Sie müssen ortsnah, in ihrer angestammten Umgebung die Chance haben, ihren Lebensabend zu verbringen. „Es ist nicht fair, wenn sie aus Köln, aus ihrem Veedel wegziehen müssen, um betreut wohnen zu können oder einen Pflegeplatz zu bekommen“, so Seniorenvertreter Thomas Grothkopp. „Einen alten Baum verpflanzt man nicht. So kann es nicht sein, dass ältere Menschen mit jeder räumlichen Veränderung sozial entwurzelt werden, nur, weil wir es nicht schaffen, in den Stadtteilen entsprechende Versorgungszentren zu etablieren.“
Der „2. Bericht zur kommunalen Pflegeplanung der Stadt Köln“ weist im Stadtbezirk Rodenkirchen für das Jahr 2019 einen nicht gedeckten Bedarf von 192 vollstationären Pflegeplätzen aus. Als ungedeckten Bedarf für das Jahr 2025 wurden sogar 455 Plätze ermittelt, sowie 35 Kurzzeit-Pflegeplätze und 45 Plätze der Tagespflege. Dr. Christiane Köhler, sachkundige Einwohnerin im Ausschuss für Soziales, Seniorinnen und Senioren, spricht in diesem Zusammenhang von einem regelrechten Pflegenotstand in Köln. In ihrer elfjährigen Tätigkeit als Seniorenvertreterin hat sie in zahlreichen Fällen erleben müssen, wie mühsam und manchmal entwürdigend es ist, einen Pflegeplatz zu bekommen.
Der Beigeordnete für Soziales, Gesundheit und Wohnen, Dr. Harald Rau, bestätigte der Seniorenvertretung Rodenkirchen die besonderen Herausforderungen, die steigende Nachfrage nach pflegerischer Versorgung sicherzustellen. „Voraussetzung für den Bau von teil- und vollstationärer Pflegeeinrichtungen und Versorgungszentren sind entsprechende Grundstücke mit ausreichender Größe. Das gleiche gilt für den sozialen Wohnungsbau, Schulen, Spielplätze und Kindertagesstätten. Hieraus resultiert eine ‚Bedarfskonkurrenz‘.“ Der Seniorenvertreter und Mitglied des Begleitgremiums „Parkstadt Süd“, Lothar Segeler, fordert, schon in der jetzigen Phase – analog zu Schulen und Kitas – entsprechende Flächen für das Seniorenwohnen in Kombination mit Pflegeeinrichtungen und –angeboten vorzusehen. „Wir wissen schon heute, wo die Gesamtschule hinkommt, das müsste für Alter und Pflege genauso möglich sein.“ Damit meint er auch, diese in fußläufiger Nähe zum ÖPNV, zur Nahversorgung, zu Ärzten und Therapeuten zu platzieren.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch möglich, Flächen für Seniorenwohnen und Pflege in Neubaugebieten auszuweisen. Das sollte von der Stadt Köln genutzt werden.
(Text Thomas Grothkopp)