Die Geschichte des Kölner Nubbels- jetzt ist seine Zeit erst mal wieder vorbei

Am Aschermittwoch
Ist alles vorbei
Die Schwüre von Treue
S4ie brechen entzwei
Von all deinen Küssen
Darf ich nichts mehr wissen
Wie schön es auch sei
Dann ist alles vorbei

In den engen, lebendigen Gassen von Köln sowie in den schönen Vororten war der Nubbel überall zu Hause. Dort, wo der Duft von frisch gebackenem Reibekuchen und köstlichem Kölsch in der Luft lag, lebte er, der mit seinen frechen Streichen und seinem schelmischen Lächeln die Herzen der Kölner im Sturm eroberte. Und doch war der Nubbel mehr als nur ein Spaßmacher – er war der personifizierte Ausdruck der unbeschwerten Freude und der ausgelassenen Zeit des Karnevals. Er war die beste Ausrede und der größte Freund.

Es hieß, der Nubbel sei aus Heu und alten Stoffen zusammengenäht und habe keine Seele. Aber was er an Körperlichkeit und Leben vermisste, machte er durch seine Präsenz und die Traditionen, die er mit sich brachte, wett. Er war überall zu finden, in den Herzen der Karnevalisten, die in seinen Augen all das sahen, was sie während der närrischen Zeit taten – das Feiern ohne Rücksicht, das Lachen ohne Maß und das Leben ohne Hemmungen.

Doch der Nubbel war nicht nur ein Freund der Freude. Es gab auch eine dunkle Seite an ihm. Denn was der Karneval an Freuden und Übermut brachte, verlangte irgendwann auch einen Preis. Und so kam es, dass der Nubbel in der Nacht des Aschermittwochs immer wieder auf den Scheiterhaufen kam, um die Sünden des Karnevals abzubüßen. So wie die Jecken in den letzten Tagen des Karnevals ihren Hemmungen freien Lauf ließen, so musste der Nubbel als Symbol ihrer Ausschweifung ein letztes Opfer bringen.

Es war ein Moment voller Widersprüche: Freude und Wehmut, Lachen und Trauer. Der Nubbel, der während des Karnevals in so vielen Herzen lebte, wurde in Flammen gehüllt, während die Kölner sich versammelten, um ihm ein letztes „Alaaf!“ zuzurufen. Die Flammen züngelten hoch, um den kleinen Heu-Mann zu verschlingen, und in diesem Moment schien der Nubbel fast zuzustimmen. Es war, als ob er wusste, dass er seinen Zweck erfüllt hatte – er war der Sündenbock für alles, was die Jecken während der närrischen Zeit getan hatten.

Doch die Kölner wussten, dass der Nubbel mehr war als nur ein unschuldiger Symbolträger für ihre Sünden. Er war ein Teil von ihnen. Jedes Mal, wenn er verbrannt wird, nimmt er von den Jecken ein Stück mit – all das, was sie in der Karnevalszeit verboten ausgelebt hatten, all das Lachen, die Freude, das Leben ohne Regeln. Der Nubbel trug all das fort, und in den Flammen wurde nicht nur er, sondern auch ein Stück der ausgelassenen Nächte verbrannt.

Und doch, so traurig die Zeremonie auch war, wusste jeder Kölner: Der Nubbel würde im nächsten Jahr zurückkehren. Nicht als derselbe, aber immer wieder als Symbol für das Leben, das Lachen und den Karneval, der niemals wirklich endet. Und so ist der Nubbel zu einem ewigen Begleiter des Kölner Karnevals – immer wieder neu, immer wieder voller Leben und Freude, und immer bereit, sich in den Flammen des Aschermittwochs zu verflüchtigen, um den Weg für das kommende Jahr zu bereiten.

Der Nubbel, der „Sündenbock“ des Karnevals, brennt jedes Jahr, aber jedes Jahr kommt er auch wieder, in einer neuen Gestalt, mit einer neuen Geschichte, und lässt die Jecken auch weiterhin in einem unvergesslichen „Alaaf!“ zusammenkommen, um den Kreislauf von Freude und Abschied, von Lachen und Trauer, neu zu erleben.