Krankenhaus St. Antonius: Wassereis zum Schutz vor Dehydrierung

Delirprävention nach einer Operation

Neue Delir-Maßnahme im Cellitinnen-Krankenhaus St. Antonius: Wassereis zum Schutz vor Dehydrierung

Ein plötzlicher Verwirrtheits-Zustand, auch als Delir bekannt, tritt besonders oft bei älteren Patientinnen und Patienten auf. Symptome wie Übelkeit, Schwindel und Halsschmerzen werden vom fruchtigen Eis nachweislich unterdrückt. Dies zeigen Patientenstudien und Erfahrungsberichte aus anderen Krankenhäusern.

„Ich… ich weiß nicht, wo ich bin. Es fühlt sich alles so fremd an. Was ist mit mir passiert? Es ist so heiß, meine Kehle ist trocken, und mein Kopf dröhnt wie ein schwerer Hammer. Diese Stimmen… wer sind diese Leute, die mir etwas sagen wollen? Ich kann nicht richtig verstehen, was sie meinen. Ich will nur nach Hause. Aber… warum fühle ich mich so durcheinander? Warum verschwimmen die Dinge vor meinen Augen? Ich habe Durst und mein Hals schmerzt. Warum ist alles so… verschwommen?“

Diese Aussage könnte von einem Patienten ab 60 Jahren stammen, der gerade eine Knieoperation hinter sich hat. Die Dehydrierung trägt zu seiner Verwirrung bei, was das Delir noch verstärkt. Der Patient hat das Gefühl, in einer Art Albtraum gefangen zu sein, aus dem er nicht entkommen kann.

Was ist ein Delir und wen betrifft es?

Ein Delir ist eine akute organische Störung im Gehirn. Diese führt zu einer vorübergehenden Verwirrtheit, einer gestörten Wahrnehmung und Unwohlsein. „Ältere Patienten, die sowieso nicht mehr viel Durst verspüren, trifft es besonders oft. Jüngere Menschen können allerdings auch ein Delir bekommen.“, beschreibt Dr. Jan Reessing, Chefarzt für Anästhesiologie aus dem Cellitinnen-Krankenhaus St. Antonius die plötzliche Funktionsstörung des Gehirns.

Wie zeigt sich die organische Störung?

Fachärzte unterscheiden zwischen dem hyperaktiven und dem hypoaktiven Delir. Hyperaktivität zeigt sich bei Patientinnen und Patienten zum Beispiel durch Unruhe, Ungeduld sowie ziellose Aktivität. Bei einem hypoaktiven Delir sind die Reaktionen eher verzögert und die Sprache verlangsamt, Gedankengänge für Außenstehende unlogisch usw.

Delirpävention im Cellitinnen-Krankenhaus St. Antonius in Köln

Da sich die medikamentöse Therapie eines manifesten Delirs als sehr schwierig gestaltet, bietet das Anästhesie-Team vom Cellitinnen-Krankenhaus St. Antonius einige kreative Maßnahmen, um seine Patienten zu unterstützen und wenn möglich vor einem Delir zu bewahren. Eine der neuesten Maßnahmen ist Wassereis im Aufwachraum.

Es schmeckt gut und versorgt den Körper mit wertvoller Flüssigkeit. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass angeschwollene Schleimhäute sanft abschwellen. Wie im dargestellten Patientenfall klagen einige Patientinnen und Patienten nach der Operation über gereizte Atemwege, die durch den Kontakt mit dem Beatmungsschlauch oft gerötet sind. Halsschmerzen sind die Folge.

Dr. Jan Reessing und sein Team haben schon einen Tag nach Einführung dieser neuen Maßnahme gutes Feedback im Aufwachraum erhalten. „Es ist schön zu sehen, wie schnell sich Patientinnen und Patienten nach einem operativen Eingriff durch diese neue Delirpräventionsmaßnahme erholen. Sie fühlen sich nach dieser kühlen Erfrischung gleich vitaler.“, berichtet der erfahrene Anästhesist.

Als weitere Maßnahmen zum Schutz vor einem Delir haben sich im St. Antonius Krankenhaus folgende Maßnahmen bewährt:

·       Reduktion der Lärmbelästigung durch Krankenhauspersonal und andere Patienten: So werden mittlerweile Telefonate, wann immer möglich, außerhalb der Patientenzimmer geführt. Jede Patientin und jeder Patient werden dazu angehalten, Gespräche mit Angehörigen und Ärzten im gedämpften Ton zu führen. Telefonate sollten möglichst über Kopfhörer mit Noice Canceling erfolgen. 

·       Motivation zum Trinken: Sowohl Pflegepersonal auch Patientenangehörige achten verstärkt auf eine ausreichende Wasserzufuhr. So soll eine Dehydrierung vermieden werden. Bis zwei Stunden vor dem operativen Eingriff empfiehlt Dr. Reessing nur Wasser und Apfelsaft zu trinken.

·       Moderne Lichtsysteme zur Tag-und-Nacht-Simulation: Untersuchungen in Krankenhäusern ergaben, dass Patientinnen und Patienten nach einer Operation besonders lichtempfindlich sind. Um ein Delir zu vermeiden, sorgen im Cellitinnen-Krankenhaus St. Antonius moderne Lichtpanels für einen normalen Tag- und Nacht-Rhythmus.

·       Orientierende Maßnahmen im Aufwachraum: Damit sich Patientinnen und Patienten nach der Narkose einfacher orientieren können, gibt es eine Uhr im Aufwachraum. Zudem werden Hörgeräte, Brille und Gebiss in Reichweite des Patientenbetts gelagert.

·       Deaktivierung lauter Behandlungsgeräte: Sofern möglich, werden im Aufwachraum nur geräuscharme Behandlungsgeräte eingesetzt oder zumindest „Piep-Geräusche“ in der Lautstärke gedrosselt.

Mit diesen Maßnahmen versucht das Krankenhauspersonal die geistigen und körperlichen Fähigkeiten seiner Patientinnen und Patienten während des gesamten Krankenhausaufenthalts zu erhalten. Darüber hinaus verfolgt Dr. Reessing und sein Team das Ziel, ältere Patienten nach einer Operation wieder ins gewohnte Zuhause entlassen zu können.

 (Text&Foto: Susanne Schulz/Cellitinnen-Krankenhaus St. Antonius)