Lesung Martina Barth: Am Kronleuchter hängen wir nicht immer – Wie Trude Herr die Welt sah

Klüngelpütz meets Literamus
Lesung: Am Kronleuchter hängen wir nicht immer
Wie Trude Herr die Welt sah

LITERAMUS e.V. lädt ein in die Stadtteilbibliothek Rodenkirchen, Schillingsrotter Str. 38 a und zwar am Mittwoch, 19. März 2025, 19:30 Uhr. Der Eintritt kostet wie immer 15 € und die Karten sind im Teekesselchen / Rodenkirchen,
Hauptstr. 79, zu bekommen.
Und darum geht es:

Literamus freut sich auf den interkulturellen Austausch mit Marina Barth, Chefin von Kölns bekanntem Kabaretttheater, „Klüngelpütz“ und LITERAMUS. Marina Barth liest aus ihrer neuen Biografie (2024) über Trude Herr. Sie wird begleitet von Sängerin Krazy mit Liedern, die in die Seele schauen.

Trude Herr, Ulknudel, komisches Dicke, frivole Büttenrednerin im männerdominierten Karneval – War sie das ? Ja – aber auch so viel mehr und so anders. Marina Barth hat sich mit dem Leben dieser Schauspielerin und Sängerin im spießigen Nachkriegsköln beschäftigt, gründlich recherchiert und eine anrührende Biographie aus der Perspektive von Trude Herr geschrieben.
Gekonnt verbindet die Autorin den Lebensweg der Künstlerin mit dem damaligen Zeitgeschehen und erweckt damit auch ein Stück Stadtgeschichte zum Leben.
Die Kommunistentochter von der „schäl Sick“ arbeitet als Barfrau und Statistin, um die Miete zu zahlen. Sie erfindet eine Biografie mit Besuch einer Theaterschule samt Abschluss und avanciert zu einer gefragten Komikerin, die in Unterhaltungsfilmen und mit Schlagern als komisches Pummelchen begeistert. In dem Korsett allerdings bleibt sie stecken. Im Millowitsch-Theater bekommt sie nur Nebenrollen, andere Bühnen sind kaum interessiert und als „Mutter Courage“ wird sie nie besetzt. Sie gründet auf der Severinstraße ihr „Theater im Vringsveedel“ – mit Erfolg. Sie ist Chefin, Autorin, Regisseurin, spielt die Hauptrollen. Ihr Sujet sind mundartliche Parodien auf die Kölner Gesellschaft, sie stellt Klischees infrage. Finanziell verkalkuliert sie sich, bittet bei der Stadt vergeblich um Unterstützung. Beziehungen zu Männern verlaufen stets problematisch, ein Filmprojekt über die Sahara scheitert. Von Depressionen geplagt wird sie immer dicker und unglücklicher, lebt exzessiv und ruiniert ihre Gesundheit. Sie wandert aus auf die Fiji-Inseln und hinterlässt zuvor ihrer Heimatstadt die Köln-Hymne „Niemals geht man so ganz“.
Begleitet wird die Lesung von „Krazy“, einer bemerkenswerten Kölner Song-Writerin aus der Straßenmusiker-Szene, die Abgründe, Zweifel, und die Schwierigkeit Haltung zu bewahren, selbst erfahren hat. Die Traurigkeit ihrer Lieder, eröffnet uns die Abgründe, in die Trude Herr wohl geschaut haben könnte.