Die Diakonie Michaelshoven lud ein
Neujahrsswing mit dem Ellington-Trio
Beim traditionellen Neujahrskonzert der Diakonie Michaelshoven hat das Ellington Trio, das sind Barbara Barth, Gesang, Gero Körner am Flügel und Caspar van Meel, Kontrabass, die Gäste in der Erzengel-Michael-Kirche mit ihrem Swing-Jazz verzaubert. Wie der Name schon sagt: das Trio interpretiert verschiedenartige Kompositionen von Duke Ellington – ob Big-Band-Hits, Jazz-Standards oder auch „klassische“ Werke vorwiegend aus den 1920er, 30er und 40er Jahren. Spannend ist die Umsetzung auf die kammermusikalische Besetzung über originelle Arrangements von Gero Körner und Caspar van Meel. Alle drei sind versierte Solisten und glänzten immer wieder mit langen Improvisationsparts, die im Original auch mit anderen Instrumenten dargebracht werden. Der Gesamtklang und der Groove stimmte aber. Und die drei bilden ein eingespieltes Team – die Kommunikation über Blicke funktionierte mühelos, auch Call-Response Sequenzen wurden zelebriert.
Das Programm umfasste wohlbekannte Klassiker: „Take the A-Train“ war auch die typische Eröffnung der Big Band von Ellington; „Don‘t Get Around Any More“ im Arrangement von Gero Körner strahlte mit ausgiebigen Improvisationen aller drei Musiker; der Blues „Things Ain’t What They Used to Be“ steht in einer Dur-Stimmung und Barbara Barth sang ein Sax-Solo im Scat-Stil; „It Don’t Mean a Thing (If It Ain’t Got That Swing)“ hatte 1961 Ellington mit Luis Armstrong aufgenommen.
Die Band präsentierte auch eher unbekannte Titel, die ihnen aber offensichtlich viel Spaß machen – schon seit fast zehn Jahren. So glänzte Barbara Barth in einem Song „Brown Skin Gal In The Calico Gown“, den sie auf einer Ella Fitzgerald Platte entdeckt hatten, der lebendige Fox nach einer bluesigen Intro machte einfach gute Laune. „Just A-Sittin‘ and A-Rockin“ hatte Casper van Meel nach einer Fassung des Oscar Peterson Trio arrangiert, selbstverständlich mit vielen Bass-Soli. Und „I Like the Sunrise“ war ein Hit von Frank Sinatra, den Barbara Barth ganz klassisch, schon fast hymnisch sang.
Zum Kontrast gab es noch etwas Avantgarde: in „Azure“ wollte Ellington Jazz als anspruchsvolles Kulturgut salonfähig machen, er nutzt darin Bi- und Polytonalität bis zur Atonalität, spätromantische und impressionistische Einflüsse sind zu hören, es entsteht ein besonderes Klangbild mit Barbara Barths Vocalise, dem gestrichenen Bass von Casper van Meel und dem Piano-Blues von Gero Körner. Zu Recht gab es Bravo-Rufe am Ende. Und auch ein instrumentaler Latin war dabei „Angelica“ bzw. „Purple Gazelle“ spielte Duke 1963 mit John Coltrane, Sopransaxophon, im Ellington Trio gab es ausgeprägte Improvisationssoli von Barbara Barth als Vocalise.
Vorstand Rainer Schmidt begrüßte und verabschiedete die drei Künstler – der Eintritt der KiM-Veranstaltungen ist immer frei, es wird aber gesammelt – dieses Mal für kleine und große Menschen mit Behinderung, für Nachhilfeunterricht, monatliche Tanztreffs und Ferienfreizeiten. Im Anschluss an das Konzert gab es einen Sektempfang. Trotz der winterlichen Straßenverhältnisse hatten sich doch etwa 100 Zuhörerinnen und Zuhörer eingefunden. Und sie verlangten nach einer Zugabe und bekamen sie auch: „Just Squeeze Me (But Please Don’t Tease Me)“, auch ein populärer Jazzstandard.
Wer ein tolles Konzert verpasst hat, dem sei das 2022 entstandene zweite Album „Things Ain’t what they used to be“ empfohlen oder das nächste Konzert in Köln im King Georg am 18. Juni 2024.
Neujahrsswing mit dem Ellington-Trio