Kirche, Karneval und Köln Zollstock – Der Rote Funken Pfarrer
In Köln, wo Fastelovend, Glaube und Jeföhl seit jeher Hand in Hand gehen, schlägt in diesem Jahr ein neues Kapitel auf: Oliver Kießig, ist evangelischer Pfarrer in Köln-Zollstock und vielen in der Stadt durch seine engagierte Gemeindearbeit bestens bekannt, übernimmt eine ganz besondere Aufgabe. Als erster evangelischer Regimentspastor der traditionsreichen Roten Funken verbindet er geistliches Engagement mit karnevalistischer Leidenschaft – ein lebendiges Zeichen gelebter Ökumene im ältesten Traditionskorps der Stadt.Für Kießig ist diese Berufung weit mehr als ein Titel. „Persönlich, emotional und historisch bedeutet mir das unheimlich viel“, sagt er. Über Jahrzehnte waren Regimentspastoren ausschließlich katholisch. Nun steht erstmals ein evangelischer Pastor in dieser Rolle – ein Moment, der sowohl ihn als auch die Funken mit Stolz erfüllt. Schon lange leben die Funken ein offenes, ökumenisches Miteinander, doch nun wird diese Haltung sichtbar wie nie zuvor.

Die Idee entstand ganz organisch: Kießig trat nicht als Pfarrer, sondern als begeisterter Jeck und Köln-Liebhaber in das Korps ein. Als der Funkenpräsident erfuhr, dass der aktive Funk zugleich evangelischer Pfarrer ist, war schnell klar: Diese Verbindung gehört nach außen getragen. So wurde aus der engen Gemeinschaft ein kleines pastorales Dreigestirn – zwei katholische und ein evangelischer Regimentspastor, die gemeinsam durch den Fastelovend ziehen.
Doch was macht ein Regimentspastor überhaupt? Vieles! Er gestaltet Gottesdienste wie das traditionelle Gedenken am 1. November auf Melaten oder die stimmungsvolle „Mess op Kölsch“, die Humor, Spiritualität und kölsche Sprache miteinander verbindet. Darüber hinaus ist er Ansprechpartner für alle Lebenslagen – im Jlöck wie im Jris. Von seelsorglichen Gesprächen bis zu Taufen und Hochzeiten: Die Pastoren begleiten die Funken durchs ganze Jahr, nicht nur in der Session.
Im Vergleich zu seinem Gemeindeleben in Zollstock ist diese Tätigkeit ein rein ehrenamtliches Engagement. Doch sie verändert etwas Entscheidendes: Begegnungen. Funken und Gemeinde wachsen enger zusammen. „Mein Gemeindeleben wird durch die Funken bunter, und mein Funkenleben wird durch die Gemeinde wärmer“, sagt Kießig mit einem Lächeln.
Besonders freut er sich auf seine erste „Mess op Kölsch“ als Regimentspastor. Als jemand, der nicht mit Kölsch aufgewachsen ist, sieht er darin eine wunderschöne Herausforderung – und eine große Ehre. Denn Kölsch ist nicht nur Sprache, sondern Kultur, Herz und Heimat.
Herausfordernd ist vor allem die kölsche Liturgie, aber Kießig nimmt es mit Humor: „Ich möchte zeigen, dass evangelischer Glaube und Karneval wunderbar zusammenpassen.“ Für viele mag das ungewohnt sein, doch historisch ist beides eng miteinander verbunden. Ohne Kirche kein Karneval, ohne Ostern keine Fastenzeit und damit keine Session. Beide stellen den Menschen in den Mittelpunkt, beide wollen Freude, Hoffnung und Gemeinschaft schenken. Und beides ist tief in Köln verwurzelt – besonders bei den Roten Funken, wo Gottesdienste, Segnungen und spirituelle Momente ganz selbstverständlich dazugehören.
Sein Amt hat übrigens kein Verfallsdatum. Die Berufung gilt „op Levvenszick“ – ein Dienst aus voller Überzeugung und mit viel Hätz.
Was er erreichen möchte? Ganz einfach: „Ich möchte den Menschen zeigen, dass der evangelische Glaube im Karneval seinen festen Platz hat. Wenn die Leut spüren: ‚Der protestantische Pastor jhört jenau so zu uns wie alle anderen‘ – dann han ich ming Ziel erreicht.“


