Naturschutzerfolge in der Sürther Aue

• Erfolgreiche Zwischenbilanz des BUND nach 2,5 Jahren
• Teilweise Verfünffachung der Artenvielfalt
•Rettung von Schutzgebieten und Qualität des Naturschutzmanagements entscheidend

Nach zweieinhalb Jahren zeigt das Projekt von BUND und Stadt Köln, dass auch in Zeiten der massiven Biodiversitätskrise natürliche Vielfalt wieder hergestellt und sogar ein Positivtrend erzielt werden kann. Entscheidend hierfür ist, dass weiterhin Gebiete vor der Versiegelung gerettet und fachliches Know-how angewendet werden.
Das Aussterben von Arten und Lebensräumen sowie der Rückgang so vieler einst häufiger Arten sind heute so prekär wie nie zuvor. Ursachen sind in erster Linie die Vergiftung der Landschaft durch Pestizide und andere synthetische Stoffe, die hohen Einträge von Stickstoffverbindungen und der fortschreitende Flächenverbrauch. Trotz dieser Lage ist es immer noch möglich, eine Trendumkehr zu bewirken. Das zeigt beispielhaft eine Zwischenbilanz des BUND-Projekts in der Kölner Sürther Aue.
Gemeinsam mit Ehrenamtlichen aus den Anlieger-Stadtteilen und mit Unterstützung der engagierten Mitarbeiter*innen des Grünflächenamts der Stadt Köln konnte der negative Biodiversitätstrend auf der etwa 10 ha kleinen Fläche in der Rekordzeit von zweieinhalb Jahren umgekehrt werden:

Die Zahl der Pflanzenarten stieg von 62 auf 320 an,

Die Zahl der gefährdeten Pflanzenarten wuchs von 0 auf 27, darunter 2 in der Großlandschaft zuvor verschollene Arten,

Die Zahl der Heuschreckenarten verfünffachte sich,

Die Zahl der Brutvogelreviere gefährdeter Arten stieg von 28 auf 48.

Ein Bündel geeigneter Maßnahmen war und ist die wesentliche Voraussetzung. Hierzu zählen die Beweidung, aber vor allem auch manuelle oder motormanuelle Maßnahmen der Mahd, Entkusselung und Rohbodenherstellung.
„Auf diese Weise werden natürliche, aber ausgestorbene dynamische Einflüsse nachgestellt und Chancen für die natürliche Vielfalt eröffnet, die leider heute oft nicht mehr von selbst entstehen können“, sagt BUND-Projektleiter Holger Sticht.
Leider verhindere auf zu vielen anderen Kölner Flächen der gärtnerische Ansatz mit Anlage und Anpflanzung eine positive Entwicklung.
„Neben dem fachlichen Know-how ist der ehrenamtlichen Einsatz die wesentliche Voraussetzung. Die richtigen Entscheidungen und Maßnahmen werden wirksam, wenn sie kontinuierlich umgesetzt werden können. Und für diese Kontinuität stehen hier die Ehrenamtlichen“, so Sticht.
Das lässt sich auch am Beispiel der Schmetterlinge messen. Das in NRW vom Aussterben bedrohte Veränderliche Widderchen konnte kürzlich erstmals nach einigen Jahren wieder im Gebiet aufgefunden werden. Die Art benötigt als Raupen-Futterpflanze die Bunte Beilwicke, von welcher im BUND-Betreuungsgebiet inzwischen wieder Massenbestände vorkommen.
Das Beispiel Sürther Aue zeigt: auch in Zeiten der massiven Biodiversitätskrise können beeindruckende Erfolge erzielt und damit Blaupausen für den eigentlich flächendeckend notwendigen Umgang mit unseren Schutzgebieten geschaffen werden.
Sticht: „Angesichts der vielen Pläne zur Neuversiegelung von Schutzgebieten ist nur die entscheidende Voraussetzung, dass wir weitere Gebiete vor dem Verbrauch retten und sie in geeigneter Weise behandeln.“
https://www.bund-koeln.de/themen-und-projekte/schutzgebiete/suerther-aue/

Zum Hintergrund:

Am 26. September 2019 hatte der Stadtrat seinen Beschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplans und einer entsprechenden Änderung des Flächennutzungsplans zurück genommen. Im Bündnis mit vielen anderen Initiativen war der BUND nach fast 40 Jahren erfolgreich gewesen und hatte das Naturschutzgebiet „Am Godorfer Hafen“, vor Ort nur als „Sürther Aue“ bekannt, vor dem Ausbau des Godorfer Hafens gerettet. Die Stadt kaufte die Ausbaufläche in 2021 von der Hafen und Güterverkehr Köln zurück und wies sie wieder als Naturschutzgebiet aus. Doch nach vielen Jahren des fehlenden Naturschutzes waren die ehemals unbewaldeten Lebensräume zugewachsen und die biologische Vielfalt weitgehend verdrängt worden. Daher erstellte der BUND für den geretteten Naturschutzgebietsteil einen Entwicklungsplan, welcher in das „Pflege- und Entwicklungs-Kurzkonzept“ von 2021 eingeflossen ist. Der BUND unterzeichnete einen unentgeltlichen Betreuungsvertrag mit der Eigentümerin, übernahm die ökologische Begleitung bei der durch städtische Ersatzgelder finanzierten Wiederherstellung im Winter 2022/23 und setzte nachfolgend das Naturschutzmanagement um.

(Text: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband NRW e.V., Kreisgruppe Köln,Holger Sticht)