Tag des offenen Denkmals in Köln – eine besondere Führung in Lindenthal
Tag des offenen Denkmals in Köln – eine besondere Führung in Lindenthal
Am 14. September findet in Köln nicht nur die Wahl der neuen Stadtspitze sondern auch der „Tag des of-fenen Denkmals“ statt. Und passend zum kommunalen Wahlereignis entführen die Dokumentations-stätte Kalter Krieg e.V. (DOKK) und das Kölner Institut für Festungsarchitektur (CRIFA) interessierte Besu-cher in einen vergessenen Ort der Kölner Geschichte, in einen Bunker aus dem Kalten Krieg, in dem die wichtigsten Personen der Kölner Stadtverwaltung ihren Dienst im (atomaren) Kriegs- oder Katastrophenfall tief unter der Erde hätten versehen müssen.
Vergessene Geschichte im Verborgenen – Wertvoll
Wenn in der Berrenrather Str. 488 im Kölner Stadtteil Lin-denthal in der Gesamtschule der tägliche Schulbetrieb mit dem Pausengong ertönt, dürften die meisten Schüler, auch nicht deren Lehrer wissen, dass sich unter ihrer Lehranstalt ein alter Schutzraum noch aus den Zeiten des Kalten Kriegs befindet. Insbesondere das nahezu unver-sehrte Inventar, das als eine Art „Zeitkapsel“ eine authentische Reise in die Vergangenheit ermöglicht, hat mindestens das Zeug, zu verblüffen, staunende Blicke zu bekommen und, weil einzigartig, als besonders wertvoll zu gelten.
Tatort für das administrative Handeln im Notfall
Auch wenn aktuell für viele Menschen als Folge internati-onaler Krisen ein mögliches Bedrohungs- und Schutzsze-nario wahrscheinlicher erscheint, so wirken die engen, Neonlicht beleuchteten Räume mit Tischen, Stühlen, Wandkarten, analoger Kommunikationstechnik und deutlich akustisch wahrnehmbarer Schutzbelüftung aus der Zeit gefallen. Kaum vorstellbar, dass hier Kölns einstiger Spitzenbeamter, der Oberstadtdirekter die Stadtverwaltung – übrigens ohne den Oberbürgermeister – alle städ-tischen Ämter hätte koordinieren sollen, wenn draußen die normale Weltordnung durch eine Katastrophe oder durch einen Krieg auf den Kopf gestellt wäre.
Spannendes Programm Ober- und Untertage
Bevor Besucher die „HVB-Befehlsstelle“, so wie der ABC-Schutzraum im Beamtensprech heißt, betreten, werden sie im Musikraum der Gesamtschule mit einem Eingangs-referat „vorbereitet“. Dann erfahren sie auch, dass ge-genüber der Schule ein regelrechter „Spionagethriller“ während der gesamten Dienstzeit des Bunkers stattge-funden hat.
Anschließend geht es unter sachkundiger Führung in den Untergrund, in eine andere Welt, in der Raum um
Raum einer bizarren Parallelrealität erkundet werden können, Spannung garantiert.
Unbezahlbar oder unersetzlich
Wenn es um den vollständigen Erhalt der Anlage mitsamt seiner Geschichte geht, beweisen die gemeinnützig und ehrenamtlich ausgerichteten Organisatoren, Dokumenta-tionsstätte Kalter Krieg und Kölner Institut für Festungs-architektur, dass sichtbare Spuren der Zeit einen unver-zichtbaren Beitrag fürs Geschichtsgedächtnis liefern.
Robert Schwienbacher, Kopf des Ehrenamts betont: „Die HVB-Befehlsstelle ist in ihrer Gesamtheit als stummer Zeitzeuge einzigartig für anfass- und begreifbare Ge-schichtsvermittlung.“
Die Initiatoren sind sich sicher, dass mit einer Unterdenk-malstellung auch Abrisspläne im Zuge einer Schulerwei-terung dann vom Tisch seien. Und so werden für den Er-halt der Anlage wie im vergangenen Jahr wieder Unter-schriftenlisten bereitliegen.
Das gesamte Programm im Internet
Alle Programminformationen, Hinweise und Orte sind im Internet unter https://welt.unter.koeln/ (sowie in sozialen Medien wie Instagram, Facebook) hinterlegt.
Zeiten, Treffpunkt, Erreichbarkeit
Die Denkmaltüren öffnen sich am 14. September um 10 Uhr und schließen 8 Stunden später um 18 Uhr.
Wer „Berrenrather Str. 488, Köln“ in sein Navi eingibt, der findet den Weg zur Kölner Gesamtschule Lindenthal. Sie ist gut mit dem Auto, dem Zweirad und dem Öffentli-chen Personennahverkehr zu erreichen. Direkt am Ziel-punkt, an der Scherfginstraße, hält der Bus der Linie 978. Von der Haltestelle der Straßenbahnlinien 18 und 19 „Klettenbergpark“ sind es nur sieben Minuten Fußweg zur Schutzanlage.
Eine Anmeldung ist nicht nötig. Und, die gesamte Veran-staltung ist kostenfrei!
Das Kölner Institut für Festungsarchitektur, CRIFA, erforscht als in Köln älteste auf Festungsforschung fokussierte Organisation die Geschichte der Festungsanlagen des 19. und 20. Jahrhunderts. Mit seinen Trägervereinen Kölner Festungsmuseum e.V. und DOKK e.V. betreibt es ehrenamtlich mehrere Mu-seen, darunter das Kölner Festungsmuseum, den Röhrenbunker am Oberlandesgericht und Kölns ein-zigen Museums-Atombunker.
Als Initiator des europäischen Denkmaltags „Tag der Forts“ erlangten die Vereine Beachtung auch in der Fachwelt über die Grenzen Kölns und Deutschlands hinaus.
In Köln zählt das kostenfreie museale Angebot seit weit über 20 Jahren zum festen Kulturkanon der Stadt Köln und die Wehr- und Schutzbau-Objekte aus drei Epochen sind touristische Anziehungs-punkte.
Das Gesamt-Engagement bündelt CRIFA und die verschiedenen Schwestervereine unter der Dachmarke „Welt.unter.Koeln“ (https://welt.unter.koeln)
( Text: Georg Ruppert-Cologne Research – Institute of Fortification Architecture, CRIFA, Kölner Festungsmuseum e.V.
Dokumentationsstätte Kalter Krieg e.V.)