Temu und Shein, oft teurer als gedacht

Auf den ersten Blick erscheinen die Angebote verlockend: Trendige Kleidung, stylische Bluetooth-Lautsprecher, und praktische Kabel, alles zu Schnäppchenpreisen auf den chinesischen Onlineplattformen Temu und Shein, beide mit Sitz in Irland registriert.

Doch wie so oft im Leben, ist der Schein trügerisch. Hinter den vermeintlichen Schnäppchen verbergen sich oft versteckte Kosten und Risiken, die das vermeintliche Sparen schnell zu einem teuren Vergnügen machen.

Hinter den Kulissen von Temu und Shein

Temu und Shein sind Online-Marktplätze, auf denen Händler direkt an Endverbraucher verkaufen können. Die Abwesenheit von Zwischenhändlern ermöglicht es, Produkte zu niedrigeren Preisen anzubieten. Doch die meisten dieser Massenprodukte stammen aus China, was lange Transportwege und entsprechende Lieferfristen mit sich bringt.

Die tatsächlichen Kosten

Da China ein Nicht-EU-Land ist, fallen für Waren im Wert von mehr als einem Euro Einfuhrumsatzsteuer und gegebenenfalls Verbrauchsteuern an. Bei einem Warenwert über 150 Euro kommt zusätzlich Zoll hinzu. Die Paketdienste übernehmen die Zollabwicklung und berechnen dafür Auslagen und Servicegebühren, die den Verkaufspreis weiter in die Höhe treiben können.

Rücksendungen sind zwar innerhalb von 90 Tagen kostenfrei möglich, jedoch nur innerhalb von 14 Tagen nach Antragstellung. Spätere Rücksendungen oder zusätzliche Retouren aus derselben Bestellung können Gebühren nach sich ziehen. Bei Rückerstattung des Kaufpreises werden gezahlte Zölle, Steuern und Versandkosten berücksichtigt.

Mangelhafte Produkte

Bei mangelhaften Produkten müssen Kunden ihre Ansprüche gegenüber dem Händler geltend machen, nicht gegenüber Temu oder Shein. Die Plattformen schließen in ihren Geschäftsbedingungen die Haftung für Gewährleistungsansprüche aus. Dies bedeutet, dass Kunden ihre Rechte nach chinesischem Recht gegenüber dem Händler durchsetzen müssen, was oft die Beauftragung eines chinesischen Rechtsanwalts erfordert.

Haftung für Schäden

Der Kunde sollte sich bewusst sein, dass er unter Umständen für Schäden haften muss, die durch das gekaufte Produkt verursacht werden. Insbesondere wenn die Ware aus einem Nicht-EU-Land stammt, übernimmt gemäß dem Produkthaftungsgesetz der Importeur, in diesem Fall der Kunde, die Haftung. Es genügt bereits, wenn der Kunde die Ware in Verkehr bringt, sei es durch Verleihen an den Nachbarn eines Akkustaubsaugers oder auf andere Weise. Sollte hierdurch ein Schaden entstehen, trägt der Kunde die Verantwortung. Dies kann unter anderem Arzt- und Krankenhauskosten, Verdienstausfall sowie Schmerzensgeld und Sachschäden über 500 Euro umfassen. Somit kann ein scheinbar günstiges Produkt schnell zu einer teuren Angelegenheit werden.

Sollte das Produkt keine CE-Kennzeichnung haben, aber benötigen, um es legal zu verkaufen, können Verstöße gegen das Produktsicherheitsgesetz teuer werden.

Fazit: Schnäppchen mit Vorsicht genießen

Was auf den ersten Blick wie ein Schnäppchen erscheint, kann sich schnell als teure Falle entpuppen. Zwischen versteckten Kosten, mangelhaften Produkten und rechtlichen Risiken ist Vorsicht geboten, wenn man auf Temu oder Shein einkauft. Bevor man dem verlockenden Angebot erliegt, sollte man sich daher gut informieren und die potenziellen Risiken abwägen. Denn am Ende kann ein vermeintliches Schnäppchen zu einem teuren Vergnügen werden.

Oft ist der Kauf lokal letztendlich günstiger.

(Text: RAin Elke Heuvens)