21 Weltkriegsbomben und dazu Granaten und Munition wurden entdeckt

Sie liegen seit Jahrzehnten im Kölner Boden und haben nichts von ihrer Gefährlichkeit verloren: Bomben, die die Alliierten während des Zweiten Weltkriegs gegen die Nazi-Diktatur über Köln abwarfen. Im vergangenen Jahr, und damit fast 79 Jahre nach Ende des Krieges, wurden auf Kölner Stadtgebiet 21 Bombenblindgänger entdeckt, davon zehn Spreng- und elf Brandbomben. Hinzu kommt eine Mine, die gesprengt werden musste sowie verschiedene Granaten, die ohne weitere Maßnahmen abtransportiert werden konnten.

Fünf Sprengbomben wurden zufällig bei Bauarbeiten gefunden, fünf weitere nach Sondierungsmaßnahmen. Acht von ihnen waren mit einem Aufschlagzünder versehen, zwei weitere hatten keinen Zünder mehr und konnten, genauso wie die Brandbomben, ohne weitere Maßnahmen abtransportiert werden. Fünf Bomben waren amerikanischer Herkunft, vier stammten aus britischer Produktion. In einem Fall ließ sich der Hersteller nicht mehr feststellen. In vier Fällen handelte es sich um Zehn-Zentner-Bomben, in fünf Fällen um Fünf-Zentner-Bomben, in einem Fall war die Sprengkraft nicht mehr feststellbar.

Um die acht zündfähigen Bomben entschärften zu können, mussten insgesamt 19.893 Anwohner*innen ihre Wohnungen und Häuser verlassen. Doppeltes Pech hatten rund 2.500 Anwohner*innen des Inneren Grüngürtels. Sie wurden gleich zweimal evakuiert. Beim zweiten Fund an der Vogelsanger Straße dauerte es 14 Stunden bis zur Entwarnung – weil der Boden kontaminiert war, mussten vor der Entschärfung umfangreiche Schutzmaßnahmen getroffen werden. So musste der Entschärfer nicht nur einen Schutzanzug tragen, sondern auch drei Paar Schutzhandschuhe übereinander, was die Entschärfung erschwert hat.

Die meisten Menschen (5.246) mussten bei einem Fund an der Gronewaldstraße in Lindenthal ihre Häuser und Wohnungen verlassen, die wenigsten (1.000) bei einem Einsatz an der Universitätsstraße 24a. Ohne Evakuierungen konnten Bomben auf Melaten und auf dem Messegelände entschärft werden, was zu einem kleinen Jahresrekord führte: Von der Alarmierung bis zur Entschärfung vergingen auf dem Messegelände nur sechs Stunden und sechs Minuten.

Wird ein verdächtiger Gegenstand gefunden, sind nicht nur die Expert*innen des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der Bezirksregierung Düsseldorf (KBD) alarmiert. Auch bei den Mitarbeiter*innen des Ordnungsamtes herrscht dann Ausnahmezustand. Die Außendienstkräfte sorgen gemeinsam mit Feuerwehr, Polizei und Hilfsdiensten für die Sicherheit in den betroffenen Veedeln und die Unterbringung der Evakuierten, die nicht bei Familie oder Freunden unterkommen können.

5.795 Stunden waren allein die Mitarbeiter*innen des Ordnungsdienstes im vergangenen Jahr im Bomben-Einsatz. Sie organisierten gemeinsam mit Feuerwehr und Hilfsorganisationen 142 Krankentransporte, evakuierten fast 20.000 Anwohner*innen, von denen 1.084 Personen älter als 75 Jahre alt waren, und betreuten in den Anlaufstellen 1.709 Menschen. Hinzu kommt die Arbeit einer Spezialabteilung des Ordnungsamtes, des Fachbereichs „Kampfmittelangelegenheiten“, der vor geplanten Baumaßnahmen gemeinsam mit dem Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Düsseldorf Luftbilder aus dem Zweiten Weltkrieg auswertet und bei Verdachtsfällen weitere Maßnahmen, beispielsweise Sondierungen mit dem Bauherrn, betroffenen Grundstückseigentümer*innen, beteiligten Unternehmen und den Expert*innen des KBD bespricht. So lässt sich ein großer Anteil der gefundenen Kampfmittel auf die gemeinsame Arbeit und letztlich auf die gezielte Suche des KBD mit diesem Fachbereich des Ordnungsamtes zurückführen.

In enger Zusammenarbeit mit dem Amt für Informationstechnik haben die Fachdienststellen des Ordnungsamtes („Kampfmittelangelegenheiten“ sowie der Ordnungsdienst der Stadt Köln) das 2022 aufgebaute gemeinsame Dashboard mit zugehöriger Datenbank weiterentwickelt, um digital und vernetzt besser Informationen zum Thema „Kampfmittel“ sammeln und auswerten zu können. Derzeit sind Daten rückwirkend bis 2015 eingepflegt und um weitere Informationen wie „kritische Infrastruktur“, zum Beispiel Krankenhäuser und Pflegeheime, ergänzt worden. Dadurch kann eine bessere Planbarkeit und Übersicht für anstehende Sondierungsmaßnahmen, aber auch Sofortmaßnahmen erzielt werden – eine Entwicklung, die sich in der Praxis bewährt.

Die Bomben aus dem vergangenen Jahr werden nicht die letzten sein. Auch in Zukunft muss die Bevölkerung mit weiteren Funden rechnen, weil zahlreiche geplante Bauflächen zum Schutz der Allgemeinheit auf Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg überprüft werden müssen.

Weitere Informationen zum Thema Kampfmittel finden Sie auf der Übersichtsseite „Kampfmittelangelegenheiten“. Neu sind unter anderem die detaillierte Beschreibung eines Kampfmittel-Überprüfungsverfahrens, ein FAQ-Bereich und eine Fotogalerie.

Kampfmittelangelegenheiten

(Text:PI/ Stadt Köln/ Robert Baumanns)