
In Köln ist der Wahlkampf um das Oberbürgermeisteramt 2025 in eine besonders lebendige Phase eingetreten, und das merkte man auch daran, dass sich gleich zehn Kandidatinnen und Kandidaten gemeinsam bei der Bürgervereinigung Rodenkirchen auf einem Podium vorstellten. Es war ein seltenes Bild und ein starkes Zeichen gelebter Demokratie. Der Bürgervereinigung Rodenkirchen, ist es nämlich gelungen, alle Bewerberinnen und Bewerber für einen Abend zusammenzubringen und den großen Saal der Diakonie Michaelshoven bis auf den letzten Platz zu füllen. Das enorme Interesse zeigte sich auch daran, dass viele Menschen, die noch teilnehmen wollten, gar keinen Platz mehr erhielten. Es war ein Abend, der eindrucksvoll widerspiegelte, wie sehr die bevorstehende Wahl die Kölnerinnen und Kölner bewegt, und sie waren sehr dankbar für diese großartige Veranstaltung.
Unter der souveränen Moderation von Ilka Eßmüller, bekannt aus dem RTL-Nachtjournal, erhielten nämlich alle zehn Kandidierenden die Gelegenheit, ihre Visionen für Köln und speziell den Bezirk Rodenkirchen in einer kompakten Vorstellrunde darzulegen. Dabei wurde schnell klar, dass sich in Köln viel bewegen und verändern muss, und das Publikum – zum Teil noch sehr unentschlossen – hörte mit großem Interesse bei der dreiminütigen Vorstellrunde zuzüglich Überziehungszeit und einer anschließenden Dreisatz Vison sehr aufmerksam zu. Auch nutzten sie die anschließende Möglichkeit, an den Infoständen das direkte Gespräch mit den Bewerberinnen und Bewerbern zu suchen und ihre persönlichen Fragen zu stellen. Politik zum Anfassen – so wünschen sich viele Bürgerinnen und Bürger den Austausch, und das wurde an diesem Abend ganz klar geboten.
Übrigens: Alle Kandidaten wünschen sich das auch zukünftig. Sie möchten, dass die Bürgernähe erhalten bleibt und weiter ausgebaut wird. So bitten die Kandidaten geschlossen darum, weiter im Gespräch zu bleiben, bei den Sitzungsabenden der Bezirksvertretungen und des Stadtrats dabei zu sein, das kann man nämlich in Präsenz oder über das Internet per Livestream.
Mittwoch den 27.8 zeigte sich auf jeden Fall, das breite Kandidatenfeld mit Vielfalt der politischen Ansätze, durch Ideen, Konzepte und Visionen, die Köln und den Bezirk Rodenkirchen nach vorne bringen sollen:
Berivan Aymaz (Bündnis 90/Die Grünen) setzt auf eine nachhaltige Stadtentwicklung. Sie will Köln für alle zu einer Heimat machen, die Wohnungskrise entschlossen angehen und städtische Grundstücke künftig nicht mehr verkaufen, sondern für genossenschaftlichen und sozialen Wohnungsbau zur Verfügung stellen. Zugleich spricht sie heikle Themen offen an – wie die Sicherheit am Rhein. Baden soll verboten, aber durch mehrsprachige Aufklärungskampagnen transparent begründet werden. Ihre Vision: Köln als pulsierende europäische Metropole, getragen von politischer Erfahrung, bürgernaher Verwaltung und einem engen Schulterschluss zwischen Zivilgesellschaft und Stadt.
Hans Mörtter (parteilos), der ehemalige Südstadt-Pfarrer, will Bürgernähe ohne bürokratische Distanz leben. Sein Programm reicht von sozialer Gerechtigkeit und Bildungsgleichheit bis hin zu Sauberkeit, Sicherheit, Kulturförderung und Klimaschutz – stets verbunden mit einer menschlichen Handschrift. So möchte er sich nicht in Systeme pressen lassen und eine soziale Politik für unsere Stadt umsetzen. Bürgernähe, soziales Engagement und Menschenwürde stehen bei ihm ganz oben auf der Agenda. Auch möchte er die Wirtschaft stärken, lokale Unternehmen stützen und Arbeitsplätze sichern!
Torsten Burmester (SPD) stellt eine klare Führung und einen „100-Tage-Plan“ in Aussicht. Seine Schwerpunkte liegen auf einer Stärkung des ÖPNV, mehr bezahlbaren Wohnraum und einer wirtschaftlich starken Stadt, die Arbeit und Infrastruktur gleichermaßen fördert. Er möchte unsere Stadt wieder effektiver gestalten. Köln ist für ihn eine starke und stolze Stadt – die aber nach seiner Ansicht unter Wert regiert wird und geführt werden muss. Bildung, Mobilität, Sicherheit: Köln muss für ihn wieder funktionieren, und dafür möchte er sich einsetzen – mit moderner Infrastruktur, einer Willkommenskultur für Unternehmen mit Verantwortung und einem klaren Bekenntnis zu Industrie, Handwerk und produzierendem Gewerbe.
Mark Benecke (Die Partei) brachte mit satirischen Vorschlägen wie einem Kunstrasen im Grüngürtel oder einem „Tunnel bis Neukölln“ humorvolle Momente, die für viele Lacher sorgten. Auch der Neumarkt sah für ihn übrigens schon immer so aus, und er versteht gar nicht, warum sich jetzt alle aufregen. Zum Thema Rodenkirchener Brücke war sein Vorschlag, daraus einen riesigen Garten zu machen – dann hätte Köln mal wieder ein tolles neues Diskussionsthema. Auch fordert er mehr Kölner Plätze, die immer 15 Jahre Bauzeit brauchen und sich in den Kosten mindestens verdoppeln, damit der Kölner Stil erhalten bleibt. So möchte er auch die Oper wieder zurückbauen und vielleicht an den Rudolfplatz setzen.
Heiner Kockerbeck (Die Linke) wurde dann wieder ernster. Als Lehrer setzt er sich für einen stärkeren sozialen Zusammenhalt ein. Er betonte soziale Themen: mehr Kitaplätze, bezahlbare Mieten, keine Prestigeprojekte wie milliardenschwere Tunnel – dafür Investitionen in Bildung und Infrastruktur. So möchte er der Unzufriedenheit an öffentlichen Einrichtungen entgegenwirken, solide soziale Infrastruktur bieten und die Bürger entlasten, die schon genug arbeiten. Er fordert mehr Kitaplätze unter drei Jahren und möchte gegen die überhöhten Mieten angehen, was nach seiner Ansicht lange versäumt wurde.
Roberto Campione (Kölner Stadt-Gesellschaft) will mit einer neuen Bewegung jenseits ideologischer Grenzen Köln modernisieren, Infrastruktur verbessern, Wirtschaft stärken, Kosten reduzieren und Bürokratie abbauen. Er möchte Veränderung – wie viele Mitglieder seiner neu gegründeten Partei auch, die aus dem Stand bei der Kommunalwahl schon in fünf von acht Stadtbezirken vertreten ist. Die KVB, ein barrierefreies Leben, bezahlbare Wohnungen, ein Rhein-Schwimmbad, Unternehmerunterstützung, die 2 Milliarden Fördergeldabfrage und Kostenreduzierung stehen für ihn ganz klar im Fokus. Denn Köln steht für ihn vor großen Herausforderungen, die angegangen und umgesetzt werden müssen – und nicht nur besprochen. Für ihn ist es an der Zeit, die Ärmel hochzukrempeln – pragmatisch und ideologiefrei. Köln muss für ihn wieder eine wirtschaftsstarke Stadt werden, in der man gerne lebt und arbeitet. Auch braucht es wieder kölsches Herzblut und einen Menschen, der aus der lebhaften Mitte unserer Stadt kommt.
Volker Görzel (FDP) setzt auf Managementstärke: weniger Bürokratie, ein digitales Rathaus, mehr Ordnungskräfte und saubere öffentliche Räume, um Köln wieder attraktiv für Unternehmen und Bürger zu machen. Als ehrenamtlicher Politiker, der seit 2017 im Rat der Stadt Köln ist und als Fachanwalt für Arbeitsrecht am Rudolfplatz, mit großer eigener Kanzlei, weiß er, was Köln bewegt – sowohl innerhalb des Rathauses als auch im beruflichen Leben. Auch für ihn sind das KVB-Thema, die Drogenszene am Neumarkt, das Bau-Chaos von Oper und Co. sowie der wirtschaftliche Verfall unserer Stadt, welcher sich auf einem Sturzflug befindet, nicht länger hinnehmbar. Für ihn dümpelt diese Stadt vor sich hin, und es fehlt an einem motivierten Team – vor allem aber an einer ordentlichen Führung. Und das möchte er komplett ändern und managen.
Lars Wolfram (Volt) bringt die europäische Perspektive ein und hat sehr sympathisch von seinen Lebensweg mit einem Dreier-Abitur erzählt und dass man doch, ein großer Unternehmer mit über 100 Mitarbeitern aller Nationen werden kann. Darum möchte er unsere Stadt nicht nur negativ sehen, sondern mit Visionen, klaren Zielen und einem wirklichen Umsetzungswunsch – denn für ihn ist Köln nicht verloren. Für ihn kann es gelingen, Köln wieder lebenswert zu machen, wenn man offen, überlegt und positiv ist und Fachleute einsetzt. Ein barrierefreies Leben, eine moderne Mobilität und ein zukunftsorientiertes Wirtschaftsziel sind für ihn nicht nur Träume, sondern täglich gelebte Realität. Für ihn braucht es Ansätze, Erfahrungen und Antworten aus Europa, denn es gibt tolle Beispiele, wie die bereits aufgeführten Schwierigkeiten behoben werden können: Zürich, Kopenhagen, Utrecht und viele weitere Metropolen, die es geschafft haben – und da sollte Köln dazugehören. Auch möchte er als einziger Ur-Kölner der Runde, der es nicht aus seiner Heimatstadt herausgeschafft hat, für seine Kinder ein gutes Vorbild sein, damit sie nicht einmal sagen: Papa, warum hast du nichts getan?
Inga Feuser (Gut und Klima-Freunde) stellte soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz in den Mittelpunkt. Sie steht als Lehrerin für ein gerechtes, grünes und zukunftsmutiges Köln ein. Menschlichkeit und Empathie als Leitlinie für jede Entscheidung sind ihr Ansporn. Auch thematisierte sie eine klare Haltung gegen Rassismus, Sexismus, Queerfeindlichkeit und jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Konsequent stellt sie sich gegen antidemokratische Tendenzen und engagiert sich. Sozialer Zusammenhalt und eine starke Gemeinschaft in Köln sind ihre Ziele – aber auch ein sozial gerechter Klimaschutz hat oberste Priorität: Gemeinwohl statt Profitinteressen, eine echte Verkehrswende, eine nachhaltige Mobilität und mehr Lebensqualität – dafür setzt sie sich mit aller Kraft ein, und das hat sie auch zum Ausdruck gebracht.
Markus Greitemann (CDU) fordert eine Politik mit klaren Zielvorgaben. Für ihn braucht es eine neue Politik und eine entschlossene Führung mit Herz und Haltung. Denn für ihn lebt Köln von seiner Vielfalt, seiner Geschichte, seiner offenen Art – aber auch von Menschen, die Verantwortung übernehmen. Er möchte Köln dorthin führen, wo es hingehört: an die Spitze der deutschen Großstädte und auf Augenhöhe mit europäischen Metropolen. Das beginnt für ihn beim schnelleren und günstigeren Bauen, einer effizient aufgestellten Verwaltung und bei Fachleuten, um Köln als starke Metropole im europäischen Vergleich zu positionieren. Denn Köln wächst – und damit auch die Anforderungen an Wohnraum, Infrastruktur und Lebensqualität. Für ihn gibt es in allen Bereichen Menschen, die täglich die beste Leistung bringen und sich nach klaren, wertschätzenden und erreichbaren Zielen sehnen, damit die zuvor dargestellten Schwierigkeiten verschwinden.
Auch wenn Fragen aus dem Publikum an diesem Abend aus Zeitgründen nicht mehr gestellt werden konnten, war die Resonanz eindeutig, und der Austausch an den Infoständen im Anschluss enorm: Viele Gäste gingen nachdenklich, aber auch entschlossen nach Hause – mit dem klaren Ziel, bei der kommenden Wahl ihre Stimme abzugeben.
Diese Veranstaltung hat eindrucksvoll gezeigt, wie wertvoll politische Debatten in Präsenz sind. Sie ermöglichen nicht nur Einblicke in Programme und Persönlichkeiten, sondern schaffen auch Raum für Bürgernähe und Dialog. Die Botschaft aller Kandidierenden war dabei einhellig: Köln verdient Engagement, Ideen und Verantwortung. Und die Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, diesen demokratischen Prozess aktiv mitzugestalten – durch ihre Teilnahme an Veranstaltungen, durch Nachfragen und vor allem: durch ihre Stimme am Wahltag.